Griechenland schreibt wieder Geschichte – diesmal in nachhaltiger Landwirtschaft (1)
Riesige Bewässerungsprojekte schaffen Seenlandschaft in Messenien

Was macht man, wenn 600mm Regenwasser pro Quadratmeter jedes Jahr vom November bis April ungenutzt ins Meer fließt, und fruchtbare Böden von Mai bis Oktober auf dem sonnenverwöhnten Peloponnes vertrocknet brachliegen?

Die Lösung ist das Speichern des wertvollen Wassers in Stauseen, um riesige landwirtschaftliche Flächen auch im Sommer fruchtbar werden zu lassen, und um Weinfelder, Oliven- und Orangenhaine ergiebiger zu machen.

Von 2011 bis 2017 wurde der Staudamm von Filiatrá auf 180m Meereshöhe fertiggestellt und steht kurz vor seiner Übergabe. 24 Mio Euros wurden von der beauftragten Firma INTRAKAT verbaut, um den 45m hohen und 246m langen Staudamm zu errichten. Es entsteht ein Wasserreservoir von 7,8 Mio m³ Volumen zur Bewässerung von 32.000.000m² landwirtschaftlicher Fläche, die mit 46km Rohrleitungen versorgt wird. Zwei bis drei Jahre wird die vollständige Erstfüllung dauern, bis auch eine touristische Nutzung des Sees in Angriff genommen werden kann. Bevor die Ventile des Staudamms geschlossen werden, müssen allerdings noch einige Grundstücksbesitzer die gerichtlich festgesetzten Entschädigungszahlungen erhalten.

Die 2015 begonnenen und 1,5 Mio Euro teuren Studien zur Errichtung eines weiteren Staudammes am Fluss Minagiótiko wurden letzte Woche der Öffentlichkeit präsentiert: 49m hoch und 177m lang soll die Talsperre einen 850.000m² großen See mit 8,6Mio m³ Wasser aufstauen. Er wird in der Mitte der Halbinsel Pylia, 5km Luftlinie nördlich von Finikounda liegen. Drei Täler neben dem Dorf Vlaseika werden hierfür auf einer Länge von 1,7km geflutet. Ein Gebiet mit 35.000.000m², von Lachanada bis Kallithea und von Finiki bis Militsa, soll damit bewässert werden. Der Bau ist zwar für 2022 bis 2025 geplant, allerdings zeigt die Erfahrung, dass wegen Finanzierungs- und Planungsvorgaben mit der Fertigstellung frühestens in 10-20 Jahren zu rechnen ist. Die Pylia erfährt durch dieses Biotop eine zusätzliche touristische Attraktion: vergleiche in Arkadien (Zentralpeloponnes) Doxa-Stausee und Ladonas-Stausee .

Weitere Stauseen in annähernd dieser Größenordnung sind am Fluss Cháradros (Zentrales Messenien) und Langouvardos (nördlich von Marathópolis) geplant.

Diese Bewässerungsprojekte sollen laut der Studien das Familieneinkommen der Landwirte verdoppeln, die landwirtschaftliche Produktion verfünffachen und doppelt so viel Olivenöl erwirtschaften. Dies wird ein einmaliger wirtschaftlicher Erfolg für die kleinbäuerliche Struktur Griechenlands sein, die dem Bestreben der Großkonzerne auf großflächige Monokulturen wie im Mittelmeerland Spanien entgegenhält.

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Thomas Ertl
Seit über 22 Jahren leite ich unser Immobilienbüro in Messenien auf dem Peloponnes, unweit des Golfresorts Costa Navarino. Wir sprechen deutsch, englisch, holländisch und (natürlich!) griechisch.

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