Mit Snowboard und Ski auf den Peloponnes, im Süden Griechenlands?
Mediterranes Dolce Vita am Zweitwohnsitz: als Ferienhausbesitzer in Messenien wagt man sich auch an exotische Themen heran. Zugegeben, wir spürten zweifelnde Blicke ob unserer Ernsthaftigkeit, als wir im Februar bei 16°C und im Skianzug die Bretter am Hafen von Pylos ins Auto luden.
In zweieinhalb bis drei Stunden geht es vorbei am Flughafen Kalamata und an Tripolis in Richtung Norden, erholsam auf leerer Autobahn. Die weiten Oliven- und Orangenhaine mit den saftgrünen Blumenwiesen Messeniens haben wir schon lange hinter uns gelassen, die Straße windet sich durch Arkadien über abflusslose Hochebenen in eine abgelegene, alpin anmutende Bergwelt. Die löchrige Asphaltbahn schraubt sich immer weiter nach oben, taucht ab 1.300m über dem Meeresspiegel in Urwälder aus Schwarzkiefern und Tannen ein, schneebedeckte Berggipfel werden sichtbar. In 1.600m Seehöhe ist die Schneegrenze und der Parkplatz (webcam) eines der südlichsten Skigebiete Europas am 38. Breitengrad am Berg Chelmós erreicht, hoch über dem Wintersportort Kalavrita in der Provinz Achaia. Die weißen Hänge mit ihren gewalzten Pistenbahnen gleißen im Schnee, Wolkenfetzen versuchen den Gipfelgrat in 2.350m Höhe zu überwinden (siehe Webcam).
Alles scheint erst einmal gewohnt wie in den Alpenländern: eine Gaststätte befindet sich am Parkplatz, eine Jausengelegenheit an der Mittelstation, Skiverleih und Skischule sind vorhanden, die Sessellifte sind von Doppelmayer, zwei Kässbohrer Pistenraupen drehen ihre Runden. Schnell aber kommt Nostalgiegefühl der 80iger Jahre auf: am Lifteinstieg wird der an einer Drahtvorrichtung selbstklebende Skipass von Hand gelocht, die Doppel- oder Dreieressel haben keine Schutzhauben, keine Sitzheizungen, sondern eine harte Bank mit klapprigem Bügel, keine Absperrungen an Ein- und Ausstieg. Und trotzdem funktioniert alles mit griechischer Gelassenheit, selbst die Lifte scheinen langsamer unterwegs zu sein. Aus den Lautsprechern an den Liftpfosten dröhnt griechisches Radio, das rustikale Restaurant heißt im Griechischen “Salé” (für französisch “Chalét”) und bietet allerdings nur griechische Backwaren und Suppen in Kantinenatmosphäre, am Wochenende werden auch Souvlaki gegrillt. Für kulinarische Highlights fährt man nachmittags besser in Ort. Oder in 1 Std Fahrzeit direkt ans Meer (48km), in der warmen Sonne den ewigen Frühling genießen!
Aber wir sind ja zum Skifahren gekommen, und das kann man hier mit großem Vergnügen! Eine Auswahl an 11 blauen, roten und schwarzen Pisten mit 2 Sessel-und 4 Schleppliften lassen drei Fahrvarianten zu, die Spaß machen: wir toben uns bei schönstem Sonnenschein nahzu alleine auf den weißen Pisten aus, mit grandiosem Ausblick in die Bergwelt des Peloponnes und auf das Blau des Meeres, über zweitausend Höhenmeter tiefer, dem Golf von Korinth. Die weiten Hänge lassen verschiedene Tiefschneefahrten zu. Irgendwie vermissen wir nicht die Skiarenen mit 250km Pisten im hektischen Massenbetrieb ….. und schon gar nicht beim Blick auf den Kassenbeleg: €uro 15 für den Tagesskipass, €uro 25 Leihgebühr für ein Skiset inklusive Schuhe, einen Helm braucht niemand, und der Parkplatz ist gebührenfrei. Motorschlittenfahrten über die verschneite Hochebene starten am Kassenhäuschen. Ein Snowpark ergänzt das Angebot. Die meisten Gäste kommen erst spätvormittags an, gegen 15.00h gehts zum Mittagessen und zur Siesta ins Hotel in das schneefreie Kalávrita , einem attraktiven Urlaubsort auf knapp 900m Seehöhe (14km). Die Tavernen füllen sich landestypisch erst nach 20.00h, in gemütlichen Bars sitzt man bei Kaminfeuer bis Mitternacht (unser Tip: “Fifties Bar” schräg gegenüber dem Bahnhof). Falls Sie für den Wintersport auf dem Peloponnes noch nicht ausgerüstet sind: Sie finden in Kalavrita mittlerweile drei Geschäfte für Wintersportausrüstung (der Marktführer befindet sich 5km von Kalavrita Richtung Diakopto).
Der Januar und Februar gelten in dieser Höhe als schneesichere Monate. Griechische Autofahrer sind deshalb mit Sommerreifen und Schneeketten im Kofferraum unterwegs. Es ist aber empfehlenswert, tags zuvor wegen der Wetter-, Straßen- und Pistenverhältnisse unter 0030-26920-24451 vor 16.00h anzurufen oder sich online zu vergewissern. Das Wetter der Bergriesen direkt am Meer kann wegen aufsteigender Feuchtigkeit tückisch sein, einige Lifte werden an Tagen mit Sturm oder Nebel nicht geöffnet. Der junge und sportliche Betriebsleiter Leonidas “Leo” Spyropoulos ist studierter Ingenieur und betreibt im Sommer eine Kitesurfschule in Drepanon bei Patras. Er befindet sich ständig im Einsatz für die Sicherheit seiner Gäste und hilft mit Freude am Beruf auch bei persönlichen Anliegen. Die Kalavrita Skicenter S.A. wurde 1988 von der örtlichen Gemeinde errichtet. Als verantwortlicher Direktor fungiert der Rechtsanwalt und sehr engagierte Bürgermeister des Stadtbezirkes Kalavrita, Herr Geórgios Lazourás (seit 2009).
Der Chelmós (auch als Aroania-Gebirge in den Landkarten eingetragen) bietet sich von Messenien durchaus als Tagesausflug an, aber die Sehenswürdigkeiten der Gegend von Kalavrita erlauben gut und gerne zwei Übernachtungen: das mit deutschen Originaldokumenten sehr interessant gestaltete Holocaustmuseum über das Kriegsverbrechen von Kalavrita, die traditionellen Geschäfte im Ortszentrum, die Zahnradbahn durch Vouraikos Felsschlucht ans Meer, mehrere historische Klöster, Gebirgsflüsse wie der Ladonas mit alten Mühlen, einem Platanenwald und frischen Forellen auf dem Tisch, der 3000 Jahre alte “Rebstock des Pausanias“, Tropfsteinhöhlen mit unterirdischen Seen …. Seit 10 Jahren befindet sich eines der größten Teleskope Europas auf dem Berggipfel des Chelmos, das leider nur für wissenschaftliche Zwecke zugänglich ist (Demofilm).
Wußten Sie, dass Griechenland insgesamt 22 Skigebiete zu bieten hat, davon drei auf dem Peloponnes?
Logischerweise liegen die meisten Skigebiete im Norden Griechenlands. Das Größte liegt in Mittelgriechenland am Parnassgebirge oberhalb des antiken Orakels von Delphi. Unser Skizentrum am Chelmos ist landesweit das Sechstgrößte, das südlichste jedenfalls befindet sich im Mainalongebirge auf dem Peloponnes, dem “Hausberg” hinter Tripolis. Sie benötigen von der Autobahnausfahrt Tripolis-Athen gerade einmal 15 Fahrminuten. Es gibt dort 3 Teller-Schlepplifte von 1.550m bis 1.860m, für die südliche Lage und niedrige Höhe etwas schneeunsicher, das Pistenangebot ist für Anfänger geeignet. Das Mini-Skigebiet Mainalon hat allerdings einen erwähnenswerten Superlativ: es ist das zweitsüdlichste Skigebiet Europas! Nur die Bergbahnen der Sierra Nevada in Spanien liegen gerade mal 60km südlicher…
Der Peloponnes hat noch ein kleines Wintersport-Geheimnis auf 1.500m – 1.573m Seehöhe: Das Bergmassiv Zíria bei Trikala in der Provinz Korinth auf dem Peloponnes hat zwar nur einen bescheidenen Tellerschlepplift (Übungslift für Anfänger), einen Babylift und ein dazugehöriges Chalet mit Skivermietung zu bieten, aber auch eine weitläufige Hochebene für Motorschlittenfahrer (Snowmobil- und Quadvermietung durch Spiros Apostolopoulos Tel. 0030-6944617255) und ausgedehnte Winterwanderungen in traumhafter Bergkulisse.
Hier noch der wichtigste Link für Schneefans am Mittelmeer: Wo hats geschneit in Griechenland?
Dem Winterspaß mit Ski, Snowboard und Snowmobil auf dem Peloponnes steht nichts im Wege – gepaart mit Kultur, Geschichte und Meer.
Oben gleißender Schnee – unten ewiger Frühling am Meer. Genießen Sie den mediterranen Winter an Ihrem Zweitwohnsitz im Süden Griechenlands “…. notfalls im Skianzug am Meer!”
(Anmerkung vom 01.04.2018: das Skigebiet Kalávrita am Chelmós war in der Wintersaison 2017/2018 an 84 Tagen in Betrieb, vom 23.12.2017 bis zum 25.03.2018)